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marcobuegel

Sony 400 F2.8 GM vs. Sony 600 F4 GM - Welche ist besser für die ambitionierte Wildlife Fotografie?

Updated: Jul 6, 2021


Ich bin in der glücklichen Position und darf beide Objektive mein Eigen nennen, daher erlaube ich mir hier eine kurze Zusammenfassung der Pro's und Con's zu beiden Linsen.

Dies immer aus der Sicht eines Natur- und Wildlifefotografen, allerdings lassen sich nahezu alle Punkte auch auf die Sportfotografie übertragen.


Achtung: Die Eignung der Brennweite für die Anwendung auf Wildlife bezogen hat selbstverständlich nichts mit der Marke zu tun, dies lässt sich genau gleich auf Canon oder Nikon übertragen.



Sony 600 F4 GM (wrapped) Sony 400 F2.8 GM


F2.8 ist doch aber besser als F4?

Wieso oft ist dies mit Ja und Nein zu beantworten weil ....

  • JA, das 400 F2.8 lässt mehr Licht auf den Sensor da die maximale Blendenöffnung deutlich grösser ist (man redet dann von einer "schnelleren Linse")

  • Nein, da 200mm mehr an Reichweite beim 600 F4 definitiv eine Welt sind

Was für viele aber überraschend kommen dürfte ist folgendes:

Die meisten denken das 400 F2.8 hat das bessere Bokeh, also die bessere Separierung des Motivs vom Hintergrund. Dies stimmt aber nur sehr begrenzt und NUR dann, wenn man mit dem 400 F2.8 so nah als möglich am Motiv drann ist. Sobald wir einen Hund haben, der sagen wir mal 30 oder gar 50 Meter von der Kamera entfernt ist, haben wir mit dem 600 F4 den schöneren Hintergrund. Dies sei all denjenigen gesagt die meinen, nur mit den offenblendigsten Objektiven, wäre eine gute Separation und ein tolles Bokeh möglich.

Klar, es hilft, aber die Brennweite + Abstand zum Motiv und dessen Abstand zum Hintergrund sind mindestens so entscheidend.


Was bedeutet dies nun in der Praxis als Wildlife Fotograf?

Ganz einfach, ob ein 400 oder 600'er Objektiv die bessere Wahl ist, darüber entscheidet zum einen die Wahl des Motivs (bzw. wie nahe man im Schnitt herankommen kann) und zum anderen, die Lichtsituation unter welcher man sich am ehesten unterwegs sieht.


Ist man also oft an frühen Morgenstunden oder kurz vor Sonnenuntergang, bzw. viel im Wald unterwegs, kann es Sinn machen auf Brennweite zu Gunsten der Blendenöffnung von F2.8 zu verzichten.


Ist man meist auf offenem Feld, kann sich nur schwer nahe genug heranpirschen und die Lichtsituation ist meist solide, so ist das 600 F4 sicher die bessere Wahl.


  • Spezialisierte "Birder" tendieren daher meist zum 600mm F4

  • Für mittelgrosse bis grosse Säugetiere ist meist ein 400mm F2.8 die bessere Wahl

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit mit Telekonvertern (TC 1.4, TC 1.7 bzw. 2.0) die Brennweite zu erweitern, doch mindern diese immer etwas die Bildqualität und verlangsamen die Performance des Autofokussystems ein kleinwenig. Bei Sony ist dies glücklicherweise kaum spürbar, wenn überhaupt nur beim TC 2.0. Bei anderer Systemen ist es aber durchaus bereits spürbar ab TC 1.4 bzw. TC 1.7.


Sony A1 + Sony 600mm F4 GM

Sony A1 + Sony 400 F2.8 GM

Sony A1 + Sony 600 F4 GM


Wenn du dich also dabei ertappst, dass 400 F2.8 fast immer mit Telekonverter zu nutzen, sagen wir >70% der Zeit. Dann hast du womöglich, die für dein Einsatzgebiet, falsche Linse gewählt und wärst im Schnitt mit dem 600 F4 wohl besser bedient.


Andererseits bist du dann einfach teilweise auch wieder zu nahe drann, und verschenkst ein gewisses Mass an Flexibilität. Legst du aber sowieso auf grösstmögliche Flexibilität wert, dann bist du sowohl beim 400 F2.8 als auch beim 600 F4 falsch. Dann solltest du dich nach hochwertigen Tele-Zooms umsehen.


Ihr seht, die Antwort ist schwierig. Im Idealfall und wenn das nötige Kleingeld investiert werden kann, tut man sicher gut daran sich beide Linsen zu beschaffen - die Praxis zeigt aber, nur die wenigsten Fotografen besitzen tatsächlich beide Objektive. Die meisten müssen sich für eine entscheiden. Somit wird es natürlich immer ein gewisser Kompromiss bleiben, also tut man gut daran sich genau zu überlegen wofür man die Linse denn effektiv gebrauchen möchte.


Mein Fazit auf Grundlage meiner Erfahrungen

Ich für meinen Teil, wenn ich mich für nur ein Objektiv entscheiden müsste, würde wohl jederzeit wieder, dass Sony 600 F4 GM kaufen. Wobei ich zugeben muss, bei meinen Reisen nach Afrika zahlt sich auch gerade dass 400 F2.8 aus, da man überraschend oft nahe genug an Tiere herankommen kann, ohne sie zu verscheuchen oder verängstigen, sofern man mit dem richtigen Tour-Anbieter unterwegs ist. Oftmals geht es nämlich nicht nur um Brennweite, sondern vor allem um den bestmöglichen, "fotografischen" Zugang zu den gewünschten Motiven :-)




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